Früherkennung und Frühintervention (F+F)

Früherkennung und Frühintervention (F+F)

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Früherkennung und Frühintervention (F + F) hat zum Ziel, die ersten Anzeichen eines Problems möglichst früh zu erkennen und den Handlungsbedarf abzuklären, um geeignete Massnahmen zu finden, und die Betroffenen zu unterstützen. Dieser Ansatz lässt sich in jedem Lebensalter zur Bewältigung verschiedener Gesundheitsprobleme wie Risikoverhalten oder -konsum, Sucht, psychische Probleme usw. anwenden. (Quelle: Bundesamt für Gesundheit (BAG). 2022: Früherkennung und Frühintervention. Harmonisierte Definition

 

Ziel

F+F hat zum Ziel die Handlungsfähigkeiten der Betroffenen zu stärken, Risikofaktoren zu minimieren und das gesundheitsförderliche Umfeld zu stärken. Somit berücksichtigt F+F verschiedene Faktoren, wie beispielsweise persönliche, soziale, wirtschaftliche und umweltbedingte. 
Die getroffenen Massnahmen können dazu führen, dass die Rahmenbedingungen angepasst werden, sodass diese gesundheitsförderlicher gestaltet werden können. 

 

 

Ablauf von Früherkennung und Frühintervention

F+F funktioniert in vier Schritten: 

  1. Früherkennung: Erste Anzeichen eines aufkommenden Problems bei einer Person oder einer Gruppe werden möglichst früh erkannt 
  2. Situationseinschätzung: Die gesamte Situation wird analysiert. 
  3. Frühintervention: Geeignete Massnahmen werden bestimmt, entwickelt und umgesetzt, sodass die Betroffenen unterstützt werden 
  4. Evaluation: Die Massnahmen werden evaluiert. Evt. Sind weitere Massnahmen erforderlich. 

 

Quelle: Bundesamt für Gesundheit (BAG). 2022: Früherkennung und Frühintervention. Harmonisierte Definition

 

 

Früherkennung und Frühintervention im Jugendverband

Risikohaftes Verhalten gehört zum Jugendalter dazu. Wichtig ist zu erkennen, wenn Grenzen immer wieder überschritten werden und zu wissen, wie in solchen Situationen reagiert werden kann. Leiter*innen stehen in einem Vertrauensverhältnis zu den Teilnehmer*innen und sehen diese regelmässig. Somit können Leitungspersonen erste Anzeichen von potentiellen Problemen früh erkennen. Aus diesem Grund werden sie in Ausbildungen zum F+F Ansatz geschult und ihnen werden Kompetenzen vermittelt, um Anzeichen früh zu erkennen und angemessen zu reagieren. Eine gute Hilfestellung hierbei ist der Leitfaden «Frühintervention in der Jugendarbeit» von akzent.

 

Fallbeispiel aus dem Jugendverband

Anna ist Leiterin in einem Jugendverband. Ihr fällt auf, dass Mark, ein Leiter aus ihrem Leitungsteam sich öfters samstags krank meldet, oder auch unangemeldet fern bleibt. Wenn er auftaucht, erzählt er von ausschweifenden Parties mit viel Alkohol am vorherigen Abend. Auch an den Sitzungen des Leitungsteams hat Mark schon öfters zu viel getrunken und wurde aggressiv. Wie soll Anna in dieser Situation vorgehen? Soll sie Mark darauf ansprechen? Oder soll sie besser wegschauen?

Früherkennung: Anna fällt auf, dass Mark vermehrt Alkohol konsumiert. Er meldet sich öfters krank, oder bleibt unangemeldet fern. Er selbst erzählt von ausschweifenden Parties mit viel Alkohol und hat auch schon an den Sitzungen des Leitungsteams zu viel getrunken.

Situationseinschätzung: Es ist wichtig, dass Anna ihre eigene Haltung erkennt und reflektiert. Eine Möglichkeit die Situation objektiver zu betrachten ist, die anderen Leiter*innen einzubeziehen. Es kann beispielsweise gefragt werden, ob sie bereits die gleiche Beobachtung gemacht haben. Falls das restliche Leitungsteam die gleiche Beobachtungen gemacht hat, können Massnahmen bestimmt werden, wie Mark unterstützt werden kann.

Frühintervention: In einem Gespräch kann Anna Mark erklären, dass ihr aufgefallen ist, dass er öfters fehlt und vermehrt Alkohol konsumiert oder davon erzählt. Sie erzählt Mark ehrlich, dass sie sich um ihn Sorgen macht. Dabei erwähnt sich auch positive Eigenschaften von Mark. Sie stellt jedoch keine Diagnosen und macht keine Vorwürfe. Anna erklärt, dass sie Mark gerne unterstützen würde und erklärt ihm, dass es ihr unangenehm ist, wenn er an Leitungssitzungen betrunken ist. Mark erklärt ihr, dass er in der letzten Zeit viel Stress in der Lehre hat und deshalb manchmal abschalten möchte. Anna schlägt Mark vor, dass sie jede Woche gemeinsam joggen gehen, um den Stress besser abzubauen und dass in den Leitungssitzungen im nächsten Monat alle kein Alkohol konsumieren.

Evaluation: Nach diesem Monat wird reflektiert: Waren Anna und Mark gemeinsam joggen? Hilft Mark Joggen als Stressabbau? Wie waren die alkoholfreien Sitzungen? Wurden die Abmachung eingehalten? Braucht es weitere Massnahmen?

 

Wichtig! Bei der Früherkennung und Frühintervention geht es nicht darum Probleme für andere Personen zu lösen. Jemanden konstruktiv zu unterstützen heisst auch seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen wahrnehmen und respektieren. In gewissen Situationen ist es besser externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, als sich selbst zu überfordern.